Über den Künstler Freunde, Kunsthistoriker, Zeitgenossen...

 

In Schweden gibt es einen alten Ausdruck über den Tod, wenn über einen von uns gegangenen Menschen gesagt wird, er sei aus der Zeit fortgegangen. Dieser Ausdruck gibt mir den Anlass zu einigen Überlegungen: Die Trauer um den Weggang von Dmitri Schuwalow aus der Zeit macht allmählich einer kolossalen Dankbarkeit dafür Platz, dass ich solch einen Freund, Lehrer und den Jahren nach älteren, aber nahen Menschen hatte. Seine Werke, seine Rolle als Vorkämpfer in der Kunst und seine Lebenserfahrung werden niemals aus der Zeit fortgehen. Wo immer er mit seinen Schülern unterrichtete — im Sommergarten, in der Akademie oder im Privatatelier — war das eine festliche Zeit. Selten nur bin ich einem Menschen begegnet, der nur einen Blick auf eine Skizze zu werfen brauchte, um dann den Pinsel zu nehmen und mit einer einfachen Bewegung oder mit der Mischung der Farben eine dilettantische Arbeit in eine technisch einwandfreie und plötzlich lebendige zu verwandeln.

Einen unauslöschlichen Eindruck hinterließ seine Liebe zur Kunst und zu seinen Schülern. Um es hoch- sprachlich zu sagen: er lebte diese Arbeit. In den Momenten, wenn er im Studio eine Verschnaufpause einlegte, führten wir Gespräche über die nicht enträtselten Geheimnisse des Lebens. Seine Ankunft in Schweden gab uns die Möglichkeit, einen Vergleich der historischen Entwicklung unserer beiden Länder vorzunehmen. Zugleich schaffte er es, die Schönheit der Wälder, des Wassers und des skandinavischen Dorflebens zu genießen. Zum ersten Mal begegneten wir uns an einem herrlichen Herbstmorgen im Sommergarten. Ich sollte an den von ihm geleiteten Stunden teilnehmen und erfuhr dabei, dass meine Arbeiten allzu ingenieurhaft ausgeführt waren. Außerdem sollte ich mir vor Augen halten, dass ich bei der Arbeit an einer Landschaft deren Perspektive von der Höhe der Graswurzeln sehen muss. Und die dem Künstler gegebene Freiheit verleiht dann schon dem mehr Bedeutung, was augenscheinlich ist, und dem, was er selbst anderen Menschen erzählen will. Um die Farbabstufungen richtig zu wählen, muss man sonnige Tage von trüben unterscheiden können. Ich denke, die ersten sind durch Silberschillern gekennzeichnet, die zweiten durch goldenes. Mit Gold wird auch meine Erinnerung an diesen Meister bedeckt sein. Er hat mir die Fähigkeit beigebracht, den Wechsel von Licht und Schattenspiel einzufangen. Und meine Erkenntnisse über die russische Kunst und die Gedankenwege dazu haben dank dem Kontakt zu Dmitri Schuwalow eine weitere Dimension erworben. Dafür bin ich ihm besonders dankbar.